Die deutschen Gemeinden Jestetten und Altenburg waren über lange Zeit hinweg eng mit dem Kloster und dem Städtchen Rheinau verbunden. Auch wenn der Rhein als Staatsgrenze zwischen den Gemeinden liegt, so gibt es doch immer wieder Verbindungen. Unter anderem zeigen Fotos aus der Werkstatt des Jestetter Bildhauers Siegfried Fricker (1907-1976), dass das steinerne Relief eines Sähmannes an der ehemaligen Bäckerei in Rheinau aus der Werkstatt Fricker stammt. Und eine jüngst in den Besitz der historischen Sammlung des Bildungswerks Jestetten gelangte Reliefplatte, die 1972 als Geschenk für den langjährigen Altenburger Pfarrer Welz gefertigt worden ist, zeigt neben dem Altenburger Wappen eben auch das des Klosters Rheinau.
Seit einiger Zeit besteht auch eine Zusammenarbeit von Bildungswerk Jestetten mit der von der Gemeinde Rheinau getragenen Dokumentationsstelle und dem Museumsverein Rheinau. Vor zwei Jahren besuchte eine Delegation aus Jestetten die Dokumentationsstelle. Letztes Jahr konnten die Räumlichkeiten des geplanten Museums im Abttrakt auf der Rheinauer Klosterinsel besucht werden.
Nun unterstützt die Dokumentationsstelle Rheinau das Bildungswerk bei der Digitalisierung von stark beschädigtem Fotomaterial aus dem Nachlass von Siegfried Fricker. Ein stark unterbelichtetes und zudem gealtertes Glasplattennegativ aus den 30er Jahren zeigt eine Versammlung des damaligen Gesellenvereins in eigenen Räumlichkeiten. Da ähnliche Aufnahmen nicht bekannt sind, wurde mit der besseren Infrastruktur der Dokumentationsstelle der Versuch unternommen, dem Negativ mehr Details zu entlocken. Unter anderem konnte gezeigt werden, dass ein Heiligenbild aus dem Hintergrund des Raumes von Siegfried Fricker stammt, der als Senior des Gesellenvereins auch im Gruppenfoto abgebildet ist. Auch wenn das Foto nicht reproduktionsfähig ist, so ist es gerade im Hinblick auf das anstehende Jubiläum von „100 Jahre Kolpingsfamilie Jestetten“ im Jahr 2023 doch bedeutsam.
Wie Dr. Daniel Grob vom Museumsverein Rheinau und Dr. Konrad Schlude vom Bildungswerk Jestetten bekräftigten, soll die Zusammenarbeit weiter vertieft werden. Die Einrichtung des Museums auf der Klosterinsel und das Projekt „Keltenwald Schwaben“ auf der anderen Rheinseite ergänzen sich ideal. So kann auf beiden Seiten der heutigen Staatsgrenze die lokale Identität gestärkt und ein Symbol der langen gemeinsamen Geschichte geschaffen werden.
Konrad Schlude