Im Gespräch mit Zeitzeugin Elisabeth Dettling

Bildungswerk und Kolping Jestetten haben ihre Gespräche mit Zeitzeugen fortgesetzt. So besuchten Bernward Fricker und Dr. Konrad Schlude die im Jahr 1923 geborene Elisabeth Dettling, die in diesem Monat ihrem 102. Geburtstag entgegengehen kann.

Ein Thema war wiederum die „Evakuierung“, d.h. die Vertreibung des größten Teils der Bevölkerung von Jestetten, Altenburg und Lottstetten am 15. Mai 1945 durch die französische Armee. Aber auch über viele weitere Erlebnisse aus ihrem Leben berichtete Elisabeth Dettling. So wurde sie 1939 beim Tod von Papst Pius XI. aufgeboten, eine Stunde lang die Kirchenglocke zu läuten; und nach der Wahl des Nachfolgers Pius XII. läutete Elisabeth Dettling wieder. Eindrücklich waren auch die Schilderungen, wie gegen Kriegsende Schanzarbeiten am Ortseingang gemacht werden mussten; sogar die Eisenbahnbrücke der SBB wurde zur Sprengung vorbereitet.

Elisabeth Dettling erwähnte auch die früheren Flurprozessionen nach Lottstetten; die Teilnahme an der Wallfahrt nach Einsiedeln zum Dank für die Rückkehr aus der Evakuierung war ihr auch immer wichtig.

Amüsiert berichtete sie, dass zu ihrem Tagesabschluss das Nachtgebet und das Lösen von Sudoku-Rätseln gehört.

Breiten Raum im Gespräch nahmen auch die von Glasplattennegativen eingescannten Fotos des Bildhauers Siegfried Fricker (1907-1976) und den Landwirts Josef Kaier (1904-1975) ein. Elisabeth Dettling erkannte viele Personen, darunter einige Klassenkameraden, von denen wiederum welche im Krieg gefallen waren. Interessant war für Elisabeth Dettling auch ein Foto, das den Fronleichnamsaltar vor dem Geschäft des Kaufmanns Oskar Stadler zeigt; denn dort hat Elisabeth Dettling einige Jahre bis zu ihrer Hochzeit gearbeitet.

Und auch Elisabeth Dettling konnte sich als Erstkommunionkind sehen, denn sie wurde damals von Josef Kaier fotografiert.

Das Gespräch war für die Beteiligten sehr spannend. Das Bildungswerk unterstützt auch das Naturpark-Projekt, solche Gespräche aufzuzeichnen, aufzubereiten und auf unterschiedliche Art zu vermitteln. Das Gespräch mit Elisabeth Dettling kann man als weitere Vorbereitung dazu betrachten.