Cold River – Erinnerung an die Jugend und an die unbekannte Natalie

Das Buch „In den Wäldern am kalten Fluß“ (Cold River) ist ein Jugendbuch, das ich oft gelesen habe. Es ist aber auch ein Bindeglied zu einer mir vollkommen unbekannten Natalie, deren Drogentod in einer Ausstellung in Zürich im Jahr 1995 thematisiert worden ist. In einem Leserbrief an den Südkurier habe ich damals geschrieben:

Sehr beeindruckt hat mich die Vitrine mit den wenigen Besitztümern Natalies, die 1989 mit 21 Jahren an einer Überdosis gestorben war. Schon in ihrem Artikel war mir aufgefallen, daß Natalie zu meinem Jahrgang gehört. Ferner haben Sie auf die Bücher „Krankheit als Weg“ und „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ hingewiesen, mich jedoch hat an der Vitrine das Jugendbuch „In den Wäldern am kalten Fluß“ viel mehr interessiert: Auch ich habe das Buch, es war eines meiner Lieblingsbücher, ich habe es oft gelesen, es war immer wieder interessant; und jede Menge Träume waren damit verbunden. Doch dann verlieren sich die Ähnlichkeiten in unseren Lebenswegen: Als ich mich in einer Atmosphäre der Bildung und des Lernens auf das letzte Schuljahr und auf das Abitur vorbereitete, da nahm Natalie ihre ersten harten Drogen; als ich nach 15 Monaten Bundeswehr durch mein Mathematikstudium zu neuer geistiger Dynamik fand, starb Natalie an der Überdosis; und jetzt, wo ich nach beendetem Studium der Welt meinen (wenn auch nur sehr kleinen) Stempel aufdrücken will, wird Natalie nur noch von einigen Habseligkeiten in einer Vitrine repräsentiert.

Seit dem Leserbrief sind 30 Jahre vergangen. Einiges habe ich in dieser Zeit erreicht, Promotion, Familie, Beruf, Ehrenamt. Auch wenn ich Natalie nicht gekannt habe, ein gewisses Gefühl des Verlustes ist vorhanden.


Ausstellung mit einem etwas seltsamen Titel:

  • „Letten it be: Eine Stadt und ihr Problem“, Museum für Gestaltung Zürich, 3.5.1995 – 30.7.1995
  • Artikel „Zwischen Betroffenheit und Voyeurismus“, Südkurier, 27.5.1995