
Die Welt der Kommunikation ändert sich laufend. Nicht nur die Printmedien verlieren Reichweite, auch die elektronischen sozialen Netzwerke müssen um Aufmerksamkeit buhlen. Um die Aufmerksamkeit der Leser/Benutzer zu erhalten, muss alles sehr dramatisch dargestellt und aufgebauscht werden; selbst dann, wenn es sich um eine Kleinigkeit handelt. Es werden auch vermehrt Emotionen geschürt.
Sehr beliebt ist in diesem Zusammenhang die Floskel vom angeblichen Tabuthema, das angeblich aufgegriffen wird. Geradezu inflationär wird diese Floskel verwendet.
Sehr oft geschieht das in Zusammenhang mit emotionalen Ausnahmesituationen von Betroffenen. Ein Beispiel, der Tod von eigenen Kindern, insbesondere von Neugeborenen ist für die betroffenen Eltern ein schlimmes Ereignis. Die Frage, wie man als nicht direkt Betroffener darauf reagiert, ist nicht einfach zu beantworten. Dies schon allein deshalb, weil auch die Stimmung der Eltern nicht immer gleich ist, sich vielmehr je nach Tag und Situation ändern kann. Eine Erwartung, dass ich sich alle immer «richtig» verhalten, ist daher unsinnig.
Aber solche Situationen werden in Presse und sozialen Medien zum großen Drama der Allgemeinheit hochstilisiert. Und die Sichtweise der emotionalen Achterbahnfahrt von Betroffenen wird unkritisch übernommen. Dabei taucht das Tabu bzw. das Tabuthema auf, das angeblich im Artikel angegangen wird. In Tat und Wahrheit ist es aber nur der oberflächliche Versuch, beim Leser Eindruck zu schinden und diesen zu binden. Qualitativ hochwertiger Journalismus sieht aber anders aus.