Seit wann das Leiterwägelchen im Familienbesitz ist, das ist unklar. Das Brennzeichen „FLS“ deutet auf den Urgroßvater Franz Schlude hin. Vielleicht war das Wägelchen auch im Jahr 1945 dabei, als die Jestetter Bevölkerung kurz nach Kriegsende im Rahmen der „Evakuierung“ aus der Heimat vertrieben worden ist. Damit wäre es ein wichtiger Zeitzeuge, denn in Ermangelung von motorisierten Fahrzeugen mussten die Vertriebenen mit Kuhgespannen und eben Handwagen das Dorf verlassen.
Kindheitserinnerungen, die Mutter hat damals Heu für die Hasen geholt. Mit Steckgattern wurde die Ladekapazität erhöht, und eine Horde von begeisterten Kindern durfte auf dem Heu mitfahren. Es ist mir heute noch ein Rätsel, wie meine Mutter den Wagen diese Ladung den Berg runter gebremst hat.
Einmal wollten wir mit dem Wagen spielen, allerdings stand der zu diesem Zeitpunkt in der Garage hinter dem Auto. Aber mit vereinten Kräften haben wir den Wagen am Auto vorbeigebracht und dann auch damit gespielt. Dumm nur, dass diese Aktion Kratzspuren am Auto hinterlassen hat; und Vater hat getobt.
Wagemutige Abfahrten mit einem Freund gab es auch: Einer setzte sich vorne hin, um mit den Beinen die Deichsel zu bewegen; der andere setzte sich hin rein, um im Notfall bremsen zu können; und so ging es dann den Hang runter.
Auch die nächste Generation hat Kindheitserinnerungen an das Leiterwägelchen, so den Einsatz als Wikingerschiff.
Aber noch immer dient das Wägelchen vor allem dem Transport von
Gütern im Dorf. Wer braucht schon ein Auto, wenn man einen solchen Wagen
hat. Blumenerde, Getränke, Werkzeuge für den Garteneinsatz und vieles
mehr kann man damit transportieren. Und auf manchen Fotos von
Infoständen der CDU kann man das Leiterwägelchen im Hintergrund
erkennen, weil es eben so gute Dienste leistet. Auch wenn die Zeit für
solche Gefährte seit zwei Generationen abgelaufen scheint, der Einsatz
des eisenbereiften Gefährts mit seinem Scheppern erscheint zeitlos und
ist für mich eben auch Heimat.