Dr. Georg Jäger und seine Bedeutung für Jestetten

Dr. Konrad Schlude referiert über Georg Jäger

Bericht zum Vortrag am 5. Februar 2019

Großen Zuspruch fand der Vortrag des Bildungswerks über den katholischen Priester Dr. Georg Jäger (1883-1962) und seine Bedeutung für Jestetten. Jäger ist dem Namen nach zwar vielen als Autor des Heimatbuches „Jestetten und seine Umgebung“ aus dem Jahr 1930 ein Begriff, aber bislang war nur wenig über die Person Jägers bekannt.

Dr. Konrad Schlude, Leiter des Bildungswerks Jestetten, berichtete über seine Nachforschungen zu Georg Jäger. Mit alten Zeitungsartikeln aus dem Waldshuter „Tagblatt vom Oberrhein“ und dem von ihm im bischöflichen Archiv in Klagenfurt aufgefundenen Lebenserinnerungen Jägers beleuchtete Schlude den Lebensweg Jägers und dessen Wirken in Jestetten der Spätphase der Weimarer Republik.

Jäger stammte aus Kärnten und wurde 1908 in Rom zum Priester geweiht. Die nachfolgende Phase in Klagenfurt war für Jäger der zentrale Lebensabschnitt: Er war in der Seelsorge tätig, wirkte bei mehreren kirchlichen Zeitschriften mit und war Religionslehrer. Viel Zeit und Aufwand investierte er in den Aufbau des katholischen Studentenheims. Die hohe Arbeitslast forderte ihren Tribut, was im Jahr 1925 zu einem Zusammenbruch führte.

Die nachfolgenden Kuraufenthalte in mehreren Orten führten Georg Jäger im Herbst 1929 nach Jestetten. Eigentlich war es nur eine Veranstaltungseinladung des Jestetter Pfarrers Johann Braun, aber dann blieb Jäger doch länger, und Pfarrer Braun betraute ihn mit weiteren Aufgaben. Aus der Ordnung des Pfarrarchivs entstand in nur einem Jahr das Jestetter Buch. Seelsorgerisch war Jäger unter anderem in der Kreispflegeanstalt tätig, und er schrieb für das „Tagblatt vom Oberrhein“.

Heftige Reaktionen seitens der Nationalsozialisten löste Jäger durch seine Vorträge „Nie wieder Krieg“ und „Friedensarbeit“ im Jahr 1931 aus. Jäger wurde vielfach angegriffen und wehrte sich durch Leserbriefe im Tagblatt, wobei er auch von Pfarrer Braun unterstützt wurde. Jäger redete über „nationalsozialistischen Chauvinismus“ und „dass die Nationalsozialisten mit ihrer Katastrophenpolitik nur die Wegbereiter des Bolschewismus sind“. Inhaltlich stellte er die Forderung auf, dass sich „alle christlichen Völker“ zur Behebung der Wirtschaftskrise zusammenschließen, und basierend auf den Erfahrungen des Schreckens des 1. Weltkriegs folgerte er: „Ganz abgesehen von der Unmoral des Krieges überhaupt, zwingt schon allein diese Tatsache unbedingt zur einzig richtigen Folgerung: sich mit aller Kraft für die Erhaltung des Völkerfriedens einzusetzen.“

Dr. Jäger verließ Jestetten im Januar 1933 in Richtung Österreich. Bis in die 50er Jahre kam er zu Ferienaufenthalten nach Jestetten zurück, wobei er wieder in der Kreispflegeanstalt seelsorgerisch tätig war.

Wie der Referent Schlude ausführte, war der publizistisch erfahrene Georg Jäger der ideale Kristallisationspunkt für den Widerstand gegen die Nazis. Bedeutsam ist heute auch, dass Jägers Aktivitäten schriftlichen Niederschlag gefunden haben und somit nachvollziehbar sind.


Dr. Konrad Schlude