Jestetten ist auf vielfältige Art mit Rheinau verbunden. In keltischer Zeit gab es mit dem Doppeloppidum von Altenburg-Rheinau eine überregional bedeutende stadtähnliche Siedlung auf beiden Seiten des Rheins; seit dem frühen Mittelalter standen die heutigen Teilorte Jestetten und Altenburg in enger Beziehung zum Kloster. Die historischen Gemeinsamkeiten haben auch dazu geführt, dass die Geschichte der Region beidseits des Rheins im Rahmen eines grenzüberschreitenden Prospektionsprojekts archäologisch untersucht wird. Während zurzeit die Auswertung die umfangreichen Daten aus den vergangenen Jahren intensiver Prospektionstätigkeit in Altenburg und in Rheinau in der Kantonsarchäologie Zürich ausgewertet werden, sind auch noch einige Untersuchungen vor Ort im Gange.
Unter Anleitung des Archäologen und Projektleiters Dr. Patrick Nagy untersuchten Studenten der Geophysik der ETH Zürich in den vergangenen zwei Wochen die Klosterinsel und ein größeres Areal auf der Halbinsel Rheinau. Die Studenten setzen unterschiedliche Untersuchungsverfahren ein, um einen zerstörungsfreien Einblick in die Struktur des Untergrundes zu bekommen, ohne dass eine aufwendige Grabung durchgeführt werden müsste. Zu den Untersuchungsverfahren gehören Bodenradar und Messungen von Seismik und Magnetik. Für die Studenten waren die Untersuchungen zunächst einmal eine Übung im Rahmen einer Lehrveranstaltung, die Studenten zeigten sich aber auch deshalb motiviert, weil sie einen Beitrag zur archäologischen Forschung leisten konnten. Zu den Fragestellungen, die durch die Untersuchungen beantwortet werden sollen, gehören unter anderem die Lokalisierung des genauen Standortes der im 19. Jh. abgerissenen Felix und Regula Kirche im Bereich des oberen Inselteils. Ferner wurden Hinweise auf die Nutzung der Klosterinsel in keltischer und römischer Zeit gesucht. Die Messergebnisse der Studenten werden seitens ETH Zürich und Kantonsarchäologie ausgewertet und konsolidiert werden. Diese Ergebnisse werden auch in die in Erarbeitung befindliche Abschlusspublikation zum Prospektionsprojekt einfließen.
Direkt in der Klosterkirche laufen zurzeit noch andere Arbeiten. Nachdem in den beiden Vorjahren die Deckengemälde und Stuckarbeiten im hinteren Teil der barocken Klosterkirche saniert worden sind, ist nun der Bereich der Vierung über dem Chor in Arbeit. Der Chorbereich ist durch einen Vorhang vom restlichen Kirchenschiff abgetrennt. Auf dem Vorhang ist ein großformatiges Bild des Chors. Dahinter ist ein Gerüst bis direkt unter die Gewölbedecke aufgebaut. Der Restaurator und Konservator Erich Karrer beschäftigt sich mit dem Deckengemälde „Gloria Omnium Sanctorum“ (Allerheiligen) des Freskenmalers Francesco Antonio Giorgioli aus den Jahren 1708-1709. Im Lauf von mehr als 300 Jahren sind immer wieder Probleme aufgetreten, so gab es nach der Aufhebung des Klosters 1862 wegen mangelnder Instandhaltung des Daches Schäden durch eintretendes Regenwasser. Aktuell gibt Kondenswasser auf Grund von Lüftungsproblemen Anlass zur Sorge. Hinzu kommt, dass es im Bereich der Vierung generell auch statische Probleme auftreten, die zu Rissen führen. Wie Erick Karrer ausführt ist der größte Teil des Freskos trotz mehrerer Sanierungsmaßnahmen in der Vergangenheit noch von Giorgioli. In einem ersten Arbeitsschritt führt Peter Karrer eine Bestandsaufnahme durch und macht eine Schadenskartierung. An gefährdeten Stellen wird eine Befestigung der Malschicht oder auch eine Auffüllung von sich gebildeten Hohlräumen durchgeführt. Neben dem Deckenfresko werden auch die zahlreichen Stuckaturen saniert.