Bei den Urpferden am Höwenegg / Bildungswerk Jestetten besichtigt paläontologische Grabungen

Die Teilnehmer an der Grabungsstelle

Der Höwenegg ist der nördlichste Hegauvulkan. Auffallend ist vor allem der riesengrosse Krater, der durch den Abbau des Vulkanschlotes entstanden ist. In der Fachwelt ist der Höwenegg noch durch seine in Mitteleuropa fast einzigartigen Funde von Tierskeletten aus dem oberen Miozän (rund 10 Millionen Jahre) bekannt. In diesem Jahr fand wieder eine internationale Grabung statt, und das Bildungswerk Jestetten führte eine Exkursion zu dieser Grabung durch.

Die Besucher aus Jestetten wurden vom Grabungsleiter Dr. Elmar Heizmann (Abteilungsleiter im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart) und von Professor Fejfar (Karlsuniversität Prag) im Museum in Immendingen empfangen. Dr. Heizmann erklärte zunächst die geologische Lage, am Fuss des Vulkans befand sich vor rund 10 Millionen Jahre ein See mit steil abfallenden Uferbereichen. In den Sedimenten dieses Sees konnten seit der Entdeckung vor einigen Jahrzehnten  viele, für die Wissenschaft sehr interessante Skelette von Tieren aus dieser Zeit gefunden werden. Dazu gehören unter anderem Antilopen, Urelefanten und insbesondere ein dreizehiges Urpferd, das bekannte Hipparion. An Hand einiger ausgestellter Funde verdeutlichte Dr. Heizmann seine Erklärungen.

Am Höwenegg selber konnten die Jestetter Besucher die Grabungsstelle besichtigen. Die Seesedimente befinden sich heute an einem steilen, schlüpfrigen Hang, so dass die Grabungen in diesem Jahr durch die schweren Gewitter beeinträchtigt worden sind. Trotzdem der nicht gerade guten Rahmenbedingen konnten wieder interessante Funde gemacht werden. So wurde eine weibliche Antilope mit zwei Föten im Körper gefunden. Dieser Fund ist ein Indiz für eine waldreiche Vegetation in dieser Zeit, da es umgekehrt bei Steppentieren praktisch immer nur ein Junges gibt. Dies deshalb, weil das Junge so stark sein muss, um unmittelbar nach der Geburt der Herde folgen zu müssen.

Unklar ist laut Dr. Heizmann der Grund für die Grösse des „Tierfriedhofs“. Es gibt Erklärungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit dem damaligen Vulkanismus und giftigen Gasen; andere Theorien  ziehen eine Überschwemmungskatastrophe in Betracht, wieder andere halten das damalige steile Seeufer für eine tödliche Falle.

Die Grabungen sollen auch in den nächsten Jahren fortgesetzt werden. Neben naturkundlichen Museen in Stuttgart und Karlsruhe und Professor Fejfar aus Prag werden auch amerikanische Forscher an der Grabung und Auswertung der Funde beteiligt sein.

Das Museum in Immendingen bietet einige interessante Einblicke in die Zeit des Oberen Miozän.


Konrad Schlude

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