Auf den Spuren der Kelten / Altenburg und Rheinau in keltischer Zeit

Patrick Nagy erklärt Funde aus Altenburg-Rheinau

Zum „Europäischen Tag des Denkmals“ hatte die Kantonsarchäologie Zürich zu einer Exkursion „Altenburg und Rheinau in keltischer Zeit“ eingeladen, und rund 40 Personen machten sich unter Leitung der Archäologen Gisela und Patrick Nagy auf die „Spuren der Kelten“.

Ausgangspunkt war die ehemalige Stadtmauer in Rheinau. Bereits in der Bronzezeit war hier eine Wallanlage gebaut worden, das bedeutsame keltische Doppeloppidum von Altenburg-Rheinau wurde durch eine Befestigung an der gleichen Stelle geschützt, und auch die mittelalterliche Stadtmauer wurde hier errichtet. Jüngste Wehranlage ist die Bunkerkette aus der Zeit des 2. Weltkrieges, wobei aber die Verteidigungsrichtung umgedreht wurde: Alle Wehranlagen davor sollten ein Eindringen auf die dahinterliegende Halbinsel von Rheinau verhindern; die Bunkerkette sollte dagegen einen Vorstoss aus der Halbinsel heraus ins Landesinnere aufhalten.

Das Doppeloppidum von Altenburg-Rheinau war in spätkeltischer Zeit eine wichtige Siedlung. Belegt sind insbesondere verschiedene Handwerke wie Grob- u. Feinschmiede, und wie Amphorenfunde vor allem aus Altenburg zeigen, gab es Handel mit dem Mittelmeerraum. Es handelte sich daher nicht um eine dörfliche Siedlung sondern um eine Stadt mit Umfeld und überregionaler Bedeutung.

Über die Staumauer des Kraftwerks Rheinau ging es auf die deutsche Seite, in die zu Altenburg/Jestetten gehörende Halbinsel Schwaben. Auf dem Weg dorthin erklärten die Archäologen auch die Geschichte des Klosters Rheinau, angefangen von der Gründung im Mittelalter bis hin zur Auflösung in den 1860er Jahren.

Auf der „Schanz“ in Altenburg, dem Gegenstück der Befestigung in Rheinau, führten die erfuhren die Teilnehmer der Exkursion einiges über die Arbeitsweise der Archäologen. Unter anderem in verfüllten Gruben waren Spuren der Siedlung zu finden. Mit Bildern illustrierten Gisela und Patrick Nagy die Lebenssituation der keltischen Bevölkerung. Einige Fundgegenstände aus Altenburg und Rheinau wurden ebenfalls präsentiert, darunter eine keltische Fibel und sogenannte „Tüpfelplatten“, die ein wichtiges Indiz für die Münzherstellung in Altenburg-Rheinau sind.

Über die Gründe, die zur Auflösung des Oppidums geführt haben, gibt es bis jetzt keine gesicherten Erkenntnisse. Die Vermutung, dass die römische Besatzung des Hochrheingebietes um die Zeitenwende (Legionslager Dangstetten)  Grund für die Auflösung gewesen ist, ist nicht vollkommen stichhaltig; es scheint, dass das Ende von Altenburg-Rheinau bereits wenige Jahrzehnte war. Ein anderer Erklärungsversuch ist, dass das römische Vordringen in Gallien um 50 v. Christus zu einem Wechsel der Handelswege geführt hatte.

Durch Altenburg ging es zum Rhein, wo es mit dem Sinkelosebuck eine wichtige Fundstelle der Urgeschichte gegeben hat. Hier wurden Funde aus der Stein- und der Eisenzeit gemacht. Diese Fundstelle wäre wahrscheinlich „Eldorado für die Urgeschichte“ geworden, wäre sie nicht durch den Kiesabbau zerstört worden.

Über die hölzerne Brücke führte die Exkursion zurück nach Rheinau, wobei noch auf die Geschichte des Städtchens Rheinau eingegangen wurde. Bei einem Publikationsstand der Kantonsarchäologie konnten sich die Teilnehmer mit den neuesten Publikationen versorgen.

Zu den Leitern der Exkursion:

Geleitet wurde die Exkursion vom Archäologen-Ehepaar Gisela und Patrick Nagy. Gisela Nagy ist freischaffende Archäologin und beschäftigt sich vor allem mit der Bronzezeit. Patrick Nagy ist bei der Kantonsarchäologie Zürich und ist dort für die Prospektion und die Luftbildarchäologie zuständig. Insbesondere ist der Projektleiter für das grenzüberschreitende Prospektionsprojekt von Altenburg-Rheinau.


Konrad Schlude

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