Auf den Spuren eines «Elsässer Arztes»

Aussichtspunkt am Jestetter Friedhof, links Dr. Gaston Weber während seiner Zeit in Jestetten, rechts Dr. Philippe Weber und Dr. Konrad Schlude.

Dass das Elsass eine bewegte Geschichte hat, das ist bekannt. Weniger bekannt ist, dass es mit den «Elsässer Ärzten» auch einen Bezug zu Jestetten gibt. Als der Jestetter Arzt Dr. Max Lichtenberger (1879-1945) während des 2. Weltkrieges erkrankte, wurden junge Ärzte aus dem Elsass zu Einsätzen zwangsverpflichtet. So berichtete Dr. Gaston Weber (1914-2000) in seinen Lebenserinnerungen über seinen Einsatz in Jestetten in den Jahren 1942 bis 1944. Obwohl ortsfremd, war Weber doch eine Vertrauensperson für große Teile der Bevölkerung und hat so einen distanzierten, aber dennoch tiefen Einblick in die damalige Abläufe erhalten. So berichtet Gaston Weber unter anderem sehr genau über die soziale Struktur in der NS-Diktatur und über eine von ihm gedeckte Massenflucht von polnischen Zwangsarbeitern. Mit Dokumenten aus dem Gemeindearchiv lässt sich diese Flucht auf den August 1944 belegen.

Dr. Philippe Weber, Sohn von Dr. Gaston Weber uns selber Mediziner, besuchte jüngst Jestetten. Zusammen mit Dr. Konrad Schlude, Leiter des Bildungswerks Jestetten, besichtigte Philippe Weber einige Erinnerungspunkte in Jestetten. Dazu gehörte auch der Aussichtspunkt auf dem Jestetter Friedhof, wo vor rund 80 Jahren Dr. Gaston Weber fotografiert worden ist. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass das Foto von Dr. Gaston Weber praktisch von dem Ort aufgenommen worden ist, wo später Dr. Lichtenberger beerdigt wurde.

Philippe Weber brachte auch weitere Fotodokumente mit. Diese sollen zusammen mit den Erinnerungen in einem Artikel für die diesjährige Jestetter Dorfchronik verwendet werden. Die auf französisch verfassten Lebenserinnerungen sollen demnächst in einem Buch publiziert werden.