Die Erfassung der Kleindenkmale in Jestetten
Der Begriff der „Kleindenkmale“ kommt etwas sperrig daher; und um ein Kleindenkmal zu sein, muss ein Objekt weder klein sein noch einen offiziellen Denkmalstatus haben. Vielmehr geht es hier um allerlei Werke menschlichen Schaffens, die unsere Heimat prägen, aber allzu oft nicht beachtet und dann zerstört werden. Typische Beispiele für Kleindenkmale sind unter anderem Brunnen, Feldkreuze, Grenzsteine, oder als ein lokales Beispiel die Bohnerzlöcher als Zeichen unserer Bergbaugeschichte. Solche Kleindenkmale sind in vielerlei Hinsicht wichtig für das Bild der Region, aber da sie durch das übliche Raster der Wahrnehmung und des Denkmalschutzes durchfallen, sind sie auch in ihrem Bestand bedroht.
Daher werden in einer landesweiten Aktion die Kleindenkmale erfasst. Ziel ist es, ein landesweites Inventar zu haben, so dass bei übergeordneten Planungen Rücksicht genommen werden. Aber auch die Landkreise bekommen Zugriff auf das Inventar, so dass das Wissen um die Kleindenkmale in mehreren Verwaltungsebenen präsent ist. Je nach Ergebnis der Erfassung wird es eine kunsthistorische Publikation geben, die die regionalen Kleindenkmale vorstellt und für die Verbreitung des Wissens in der breiten Bevölkerung ermöglicht.
Im Landkreis Waldshut erfolgt die Erfassung unter der Schirmherrschaft des Landrats Tilman Bollacher, die Kleindenkmale in Altenburg und Jestetten werden durch Kolping und Bildungswerk bearbeitet.
Zu den besonderen Kleindenkmalen in Jestetten zählen natürlich die vielen Grenzsteine entlang der Grenze zur Schweiz. Auch die schon erwähnten Bohnerzlöcher sind aufgenommen, denn nicht alle Gemeinden haben eine Bergbaugeschichte. In diesem Fall beschränkt sich die Aufnahme allerdings auf die Verwendung der Publikationen von Dr. Franz Hofmann (1921 – 2003). Im Ort fallen auch die zahlreichen Wandbilder auf, darunter einige Sgraffiti des Jestetter Bildhauers Siegfried Fricker (1907 – 1976). Neben den Kleindenkmalen im Ortsinnern und auf der Flur sind auch auf den Friedhöfen interessante Objekte zu finden. Die Grabsteine sind nicht direkt im Fokus der Erfassung, aber da sie doch Hinweise auf schwere Schicksale sind, haben wir doch einige in unsere Liste aufgenommen. Ein besonderes Beispiel stellt so der Grabstein von Frieda und Friedrich Meister dar. Denn auf diesem Grabstein findet sich die Gedenkinschrift für 4 gefallene bzw. vermisste Söhne. Dieser Grabstein verdeutlicht das Schicksal einer Jestetter Familie; er erzählt eine Geschichte und ist daher aus unserer Sicht ein (Klein-)Denkmal.
Insgesamt wurden rund 250 Kleindenkmale erfasst. Für jede dieser Erfassungen wird ein Formular ausgefüllt, in das eine Beschreibung, die Lage, der Zustand usw. eingetragen wird; eine zusätzliche Skizze und Fotos ergeben gute visuelle Eindrücke.
Als Erfasser bekamen wir einige positive Rückmeldungen. Viele aus der Bevölkerung zeigten sich über den Einsatz für die heimatlichen Kleindenkmale erfreut. Es gab sogar auch eine Spende für die Pflege der Feldkreuze.
Eine solche Erfassung bedeutet natürlich einiges an Arbeit. Es ist nicht nur die große Anzahl der Kleindenkmale; manche Objekte mussten auch mehrfach besucht werden. So konnten wir etwa im Frühjahr die Formulare ausfüllen, wegen der schlechten Witterung waren die Fotos aber nicht von ausreichender Qualität, so dass die Objekte später erneut fotografiert werden mussten. Nichts desto trotz ist das Erfassungsteam von der Wichtigkeit der Aufgabe überzeugt. Unser Ziel ist nicht in erster Linie eine Liste von Kleindenkmalen, das Ziel ist die Bewahrung und positive Gestaltung unserer Heimat. Wir wollen unsere Sicht anderen mitteilen, denn „Wenn wir es nicht festheben …“, dann geht viel verloren.
Konrad Schlude
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