Beim Fachbereich Archäologie des Regierungspräsidiums Freiburg sind rund 70 ehrenamtliche Mitarbeiter tätig. Diese stammen aus verschiedenen beruflichen Bereichen, ihr Aufgabengebiet ist unter anderem der Kontakt zur Bevölkerung, es werden auch Feldbegehungen und Baugrubenkontrollen durchgeführt. Einmal im Jahr treffen sich die ehrenamtlichen Mitarbeiter zu einer Tagung; in diesem Jahr fand die Tagung in Jestetten statt.
In diesem Jahr erfährt Jestetten eine Art von “Achäologischem Boom”. Nachdem die Ausstellung über die “Kelten an Hoch- und Oberrhein” weit über Jestetten hinaus Anklang findet und die Zürcher Kantonsarchäologie grenzüberschreitend in Jestetten forscht, fand kürzlich das Jahrestreffen der ehrenamtlichen Mitarbeiter des Fachbereichs Archäologie des Regierungspräsidiums Freiburg in Jestetten statt. In ihrer Begrüßung konnte Bürgermeisterin Ira Sattler über den für sie überraschend großen Zuspruch berichten, den die Keltenausstellung im Jestetter Rathaus findet. Aus diesem Grund heraus wurde das Rathaus und damit die Ausstellung sogar einmal sonntags geöffnet.
Anschließend berichtete Dr. Andrea Bräuning, die Leiterin des Fachbereichs Archäologie, den rund 50 anwesenden ehrenamtlichen Mitarbeitern über kürzlich getätigte archäologische Untersuchungen in Südbaden. Im Anschluss daran stellte Bertram Jenisch ein neues Faltblatt über Raubgräberei vor. Durch Raubgräberei werden jedes Jahr wichtige archäologische beschädigt oder gar zerstört. Oftmals geschieht das mittels illegalem Einsatz von Metalldetektoren.
Aktuelle Informationen zu den Grabungen vom keltischen Doppeloppidum von Altenburg-Rheinau wurden von zwei Vertretern der Kantonsarchäologie Zürich präsentiert. Stefan Schreyer, verantwortlich für die Grabungen in Rheinau, stellte die bisherigen Ergebnisse dar. Die Siedlungsfläche des Oppidums Altenburg war viel größer als ursprünglich angenommen, es war ein wichtiger Umschlagsplatz für den Weinhandel von Südfrankreich aus. Bei den Grabungen in Rheinau konnten auch Schmiedewerkstätten und insbesondere auch die Münzproduktion belegt werden. Nach wie vor sind aber viele Fragen im Umfeld der Siedlung offen, beispielsweise liegen keine Informationen über Friedhöfe oder die für die Versorgung des Oppidums notwendigen Gehöfte im Umland vor. Solchen Fragen geht das grenzüberschreitende Prospektionsprojekt der Kantonsarchäologie Zürich nach. Patrick Nagy, der Leiter dieses Projekts, konnte bereits erste Ergebnisse vom Frühjahr berichten. Da das Projekt noch einige Jahre läuft, sind weitere interessante Ergebnisse zu erwarten.
Einen Bericht über die römische Besiedlung am östlichen Hochrhein präsentierte Dr. Jürgen Trumm. Jürgen Trumm hatte über dieses Thema promoviert; im Rahmen seiner Forschungen erfolgte vor einigen Jahren die Ausgrabung des römischen Tempels von Oberlauchringen (unterhalb der Küssaburg), und Jürgen Trumm gelangte auch der Nachweis, dass die Jestetter “Römerbrücke” gar keine ist, sondern ein Bau aus der frühen Neuzeit.
Nach der Besichtigung der Ausstellung erfolgte eine Exkursion, die zuerst an die Schanz in Altenburg führte. Nagy und Schreyer erläuterten den Aufbau von keltischen Schanzen und die in Altenburg getätigten Grabungen. Am Stadtgraben von Rheinau wurde den Teilnehmern der Exkursion die lange Geschichte der Rheinauer Befestigung erklärt: Im Kern eine bronzezeitliche Anlage, wurde hier zu keltischer Zeit und dann wieder im Mittelalter eine Sperranlage gebaut. Im 2. Weltkrieg wurde diese Linie erneut abgesichert, diesmal durch Bunkeranlagen.
Vorbei an der wieder instandgesetzten Rheinauer Bergkirche, fand die Exkursion und damit die Tagung den Abschluss auf der Klosterinsel.
Konrad Schlude