Einleitung
Das Buch „Jestetten und seine Umgebung“(2) aus dem Jahr 1930 war über viele Jahrzehnte hinweg die heimatkundliche Referenz für Jestetten. So ist es nicht verwunderlich, dass die Jestetter Dorfchronik 1990, zum 60. Jahrestag des Erscheinens über dieses Buch berichtet hat [5].
Im Buch wird ein „Dr. Georg Jäger / Professor i. R.“ als Autor genannt, und im Vorwort bezeichnet sich dieser Autor als „Ausländer“. Die Dorfchronik von 1990 erwähnt noch, dass Jäger als Aushilfsgeistlicher in Jestetten tätig gewesen ist. Hier soll nun der Versuch unternommen werden, die Person Georg Jäger, die weiteren Tätigkeiten und die Bedeutung für Jestetten zu beleuchten.
Als Quelle dienen vor allem Jägers Lebenserinnerungen [3], die wohl in der 2. Hälfte der 1950er Jahre entstanden, und Artikel aus dem „Tagblatt vom Oberrhein“ (TvO) [7].
Auf vielen Umwegen nach Jestetten
Georg Jäger wurde am 23. März 1883 in Siebending bei St. Andrä in Kärnten geboren und wuchs in einem bäuerlichen und religiösen Elternhaus auf. Nach dem Theologiestudium in Rom wurde Jäger am 28. Oktober 1908 zum katholischen Priester geweiht. Die handschriftlich verfasste Doktorarbeit hat den Titel „Das Selbstbewusstsein Jesu“ [4].
Im Jahr 1910 kam Georg Jäger nach Klagenfurt, wo er Aufgaben übernahm, deren Kombination vielleicht typisch für sein weiteres Leben war. Jäger war als Lektor und Redakteur von kirchlichen Publikationen tätig. Jeden Sonntag predigte er um 5.30 Uhr in der Stadtpfarrkirche, er betätigte sich auch in der Seelsorge. Ferner erteilte Jäger an verschiedenen Schulen Religionsunterricht, ab 1913 auch am Staatsgymnasium, und am 15. Februar 1918 wurde er zum Religionsprofessor ernannt. In seinen Erinnerungen fasste Jäger das zusammen: „Jedenfalls hatte ich nun erreicht, was ich schon als Student an der Mittelschule angestrebt habe, Priester und Professor zu werden.“
Viel Aufwand investierte Jäger in den Aufbau des katholischen Studentenheimes, das auf seine Initiative gegründet wurde. Insbesondere die Finanzierung bereitete viele Sorgen, und Jäger beschreibt in den Erinnerungen die „Bettelreisen“ durch das damalige Österreich und nach Rom.
Die Wirren der Kriegs- u. Nachkriegszeit erhöhten die Arbeitslast Jägers weiter. Gesundheitliche Probleme als Anzeichen von Überlastung/Burnout und die Ratschläge der Ärzte ignorierte Jäger, und „so kam um Allerheiligen 1925 der völlige Zusammenbruch, der mich genötigt hat, erst ein Jahr Kranken-Urlaub zu nehmen und dann in den zeitlichen Ruhestand zu treten, da mein angegriffenes Herz dem anstrengenden Unterricht nicht mehr gewachsen war.“
Jäger kam an verschiedene Orte zur Kur, auch in der Schweiz. Dabei wurde er immer wieder als Aushilfsgeistlicher in der Seelsorge eingesetzt, und er betätigte sich publizistisch. Jäger träumte stets von einer Rückkehr nach Klagenfurt, aber immer wieder musste er die angestrebte Wiederaufnahme seiner alten Tätigkeiten verschieben. Im Jahr 1927 kam Georg Jäger nach Schaffhausen. Dort wurde er Redakteur der Schaffhauser Zeitung [6], er war als Vikar in der Seelsorge tätig und hielt Vorträge.
Seine Redaktionstätigkeit beschreibt Jäger wie folgt: „Wohl hatte ich dafür für die reinen Schweizer Angelegenheiten einen Rechtsanwalt als Mitarbeiter, aber die Hauptarbeit lag doch auf mir. Die Leitartikel musste ich meist selber schreiben, ferner vor allem die Angriffe der gegnerischen Presse auf katholische Lehren und Einrichtungen parieren.“ In seinen Artikeln wendete sich Jäger immer wieder gegen bolschewistische/kommunistische Umtriebe. Er schrieb auch Artikel über die „Katholische Aktion“ – eine überparteiliche Laienbewegung -und hielt Vorträge dazu.
Am 10. September 1929 verabschiedete sich Georg Jäger von seinen Lesern: „Mit heutigem Tage trete ich aus der Redaktion der Schaffhauser Zeitung aus, um wieder in meine Heimat zurückzukehren.“ Doch er sollte – zunächst – nur nach Jestetten kommen.
Die Zeit in Jestetten
Wie Jäger in seinen Erinnerungen schreibt, war es ursprünglich nur eine Einladung vom Jestetter Pfarrer Johann Braun zu Exerzitien für den Jungfrauenverein. Da aber Jägers Gesundheit trotz Besserung nach wie vor angeschlagen war, betraute Pfarrer Braun ihn mit der Organisation des Pfarrarchivs und setzte ihn in der Seelsorge ein.
Die Entstehung des Jestetter Buches
Die Organisation des Pfarrarchivs war der Beginn der Arbeit am Jestetter Buch.
Bei der Ordnung des Archivs fand ich nun bald heraus, dass der „Klettgau“, wie dieser Teil Badens und der angrenzenden Schweiz heißt, uraltes Siedlungsgebiet ist und die ältesten Funde bis in die Steinzeit zurückgehen. Das veranlasste mich, die Ergebnisse meiner Forschungen in Volksbildungsvorträgen und in Artikeln im „Waldshuter Tagblatt“ weiteren Schichten bekannt zu machen. Das hatte bald solches Interesse geweckt, dass man von vielen Seiten in mich gedrungen ist, ein Heimatbuch über jene Gegend zu schreiben. Das führte mich dazu, in den Museen und Archiven der Schweiz und Badens gründliche Nachforschungen zu pflegen. Außer in Schaffhausen, forschte ich im Museum und Archiv in Zürich, besonders aber im Kloster Einsiedeln, wohin das Archiv des Benediktinerklosters Rheinau, dem die Pfarrei Jestetten lange inkorporiert war, bei seiner Aufhebung gebracht worden ist. Besonders viel Material fand ich im badischen Staatsarchiv in Karlsruhe, wo ich ein paar Wochen zu tun hatte. Die Kosten (Reise, Verpflegung und s. w.) trug die Gemeinde Jestetten, die von Anfang an das größte Interesse am Erscheinen des Heimatbuches zeigte. So kam ein umfangreiches, reich illustriertes Buch von 480 Seiten zustande, das ich bei der Carinthia in Klagenfurt drucken ließ. Von dort erhielt ich eben das billigste Angebot. Die Druckkosten leistete ebenfalls die Gemeinde, die die Bücher zum weiteren Verkauf in Eigenverlag übernommen hat. Es war sicherlich gewagt, ein solches Heimatbuch, das doch eigentlich nur für einen beschränkten Kreis Interesse hat, in 2000 Exemplaren drucken zu lassen. Und doch ist es schon seit vielen Jahren ausverkauft. Dazu hat wohl die überaus günstige Kritik, die es in allen Blättern gefunden hat, wesentlich beigetragen. Es wurde vielfach als das beste Heimatbuch in Deutschland hingestellt.
Bemerkenswert ist dabei unter anderem, wie schnell dieses Buch zustande gekommen ist. In gerade einem Jahr wurde „Jestetten und seine Umgebung“ fertiggestellt.
Seelsorge
Als Seelsorger war Jäger unter anderem in der Kreispflegeanstalt tätig. Trotz aller auftretenden Probleme fasste er seine Tätigkeit dort wie folgt zusammen: „Die Arbeit in der Anstalt ist mir besonders lieb geworden und die Pfleglinge hingen auch mit kindlicher Dankbarkeit an mir. Ich bin überzeugt, dass ich auch manchen Erfolg in der Seelsorge dem Gebet der Schwestern und der Pfleglinge zu verdanken hatte.“
Publizistische Tätigkeit und Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus
Auch in Jestetten führte Jäger seine publizistische Tätigkeit fort:
Daneben war ich auch sonst in Jestetten vielfach schriftstellerisch tätig. So schrieb ich für das „Waldshuter Tagblatt“[1] die wöchentlichen Sonntagsgedanken, die gerne gelesen wurden. Ferner veröffentlichte ich in verschiedenen badischen Blättern geschichtliche Beiträge und im Freiburger kirchlichen Pastoralblatt eine Reihe von Abhandlungen, die vor allem Seelsorgefragen betrafen.
Spätestens durch seine Vorträge über „Nie wieder Krieg“ (22.2.1931, TvO 26.2.1931) und „Friedensarbeit“ (8.3.1931, TvO 12.3.1931) wurde Jäger zum Ziel von Angriffen des NS-Blattes „Oberbadische Zeitung“. In Leserbriefen im Tagblatt wehrte sich Jäger gegen diese Angriffe (TvO 5.3.1931, 17.3.1931). Die Berichte über die Vorträge und Jägers Leserbriefe erlauben auch interessante Einblicke in sein Denken. Jäger erläutert dabei seine Gegnerschaft zu Bolschewismus und Nationalsozialismus, aus den Erfahrungen der Kriegsgräuel heraus entwickelt er aber auch Gedanken für eine Zusammenarbeit der „Länder Europas“ und aller „christlichen Völker“:
Ich kenne besser als die Nationalsozialisten die schwere Gefahr, die vom Osten her im Bolschewismus heraufsteigt, nicht bloß für das deutsche Volk, sondern für alle Länder Europas, ja für die gesamte christliche Kultur, und darum weiß ich gar wohl, wie notwendig es ist, dass nicht bloß das deutsche Volk sich einige, sondern dass alle christlichen Völker sich zusammenschließen, um durch die Behebung der Weltwirtschaftskrise, durch Schaffung einer besseren, auf den Fundamenten der Gerechtigkeit und Liebe aufgebauten Wirtschaftsordnung, nicht zuletzt durch Stärkung der moralischen Kräfte, durch Förderung von Religion und Sittlichkeit der bolschewistischen Welle einen unübersteigbaren Damm entgegenzusetzen. Aber ich weiß auch, dass die Nationalsozialisten mit ihrer Katastrophenpolitik nur die Wegbereiter des Bolschewismus sind, und wenn es, was Gott von unserem ohnehin so schwer heimgesuchten Volke abwenden möge, zu einem gewaltsamen Umsturz kommt, dann werden wir nicht die „Segnungen“ des Dritten Reiches, sondern die „Segnungen“ des Bolschewismus zu spüren bekommen
(Leserbrief TvO 5.3.1931)
Am vergangenen Sonntag hielt hier im „Salmen“ Herr Prof. Dr. Jäger einen Vortrag, dem er das Thema „Friedensarbeit“ zugrunde gelegt hatte. Es bildete dies die Ergänzung zu den vor zwei Wochen gemachten Ausführungen über „Nie wieder Krieg.“ Im modernen Krieg kämpfen nicht bloß Armeen gegen Armeen, sondern es wird ein Kampf aller gegen alle sein, wobei auch Zivilpersonen, Frauen, Greise, Kinder, keine Schonung finden werden. Einen Vorgeschmack gab davon ja schon der Weltkrieg mit seiner Hungerblockade und den Fliegerangriffen auf wehrlose Städte. Nur wird im Kriege der Zukunft die Chemie mit ihrem Giftgas und ihren Seuchenbakterien eine noch viel unheimlichere Rolle spielen wie im verflossenen Krieg. Ganz abgesehen von der Unmoral des Krieges überhaupt, zwingt schon allein diese Tatsache unbedingt zur einzig richtigen Folgerung: sich mit aller Kraft für die Erhaltung des Völkerfriedens einzusetzen. … Streitigkeiten, die zwischen den einzelnen Völkern entstehen, können auch auf friedlichem Wege geschlichtet werden. Dieses Ideal zu verwirklichen, sind schon beachtliche Ansätze vorhanden. So das Haager Schiedsgericht, der Völkerbund, die Genfer Abkommen, die Locarno-Verträge und der Kelloggpakt.…
(Artikel Tagblatt vom Oberrhein, 12.3.1931)
Abschied von Jestetten
In seinen Erinnerungen wirkt der Abschied von Jestetten recht abrupt:
Im Sommer 1932, nachdem die volle Machtübernahme durch die „Nazi“ unmittelbar bevorstand, musste ich an die Abreise denken. Man hat mir zuvor im Gasthof „Salmen“ noch eine großartige Abschiedsfeier veranstaltet, an der neben der Musikkapelle und dem Kirchenchor alle katholischen Vereine mitgewirkt haben. Außer dem Pfarrer, dem Bürgermeister und dem Oberlehrer sprachen mir auch die Vorstände der Vereine Dank und Anerkennung für mein Wirken in Jestetten aus, sodass mir der Abschied wirklich schwergefallen ist. Ich hätte nie geglaubt, dass man in drei oder vier Jahren mit einer Gemeinde so fest verwachsen kann.
Diese Darstellung ist stark komprimiert, wahrscheinlich hat sich Jäger seit der für die NSDAP erfolgreichen Reichstagswahl vom Juli 1932 Gedanken zu seiner Abreise gemacht, die Abschiedsfeier fand dann aber ein halbes Jahr später am 6. Januar 1933 statt (TvO 11.1.1933). Der Zeitungsbericht erwähnt auch, dass Jäger Jestetten als seine „dritte Heimat“ bezeichnet hat; ferner dankte die Redaktion des Tagblatts Georg Jäger für seine Beiträge.
Weiterhin Bezüge zu Jestetten
Nach seiner Abreise aus Jestetten hielt sich Jäger an mehreren Orten in Österreich auf. Auf seine ach so geliebte Stelle in Klagenfurt kehrte er aber nie mehr zurück. Wie die Erinnerungen belegen blieb er aber Jestetten verbunden.
Und wenn ich in späteren Jahren wieder dorthin gekommen bin, wurde ich stets mit Freuden begrüßt. Nur in den ersten zwei Jahren der nationalsozialistischen Regierung hat man mir sagen lassen, dass ich sofort verhaftet werde, wenn ich den Boden Jestettens betrete. Da habe ich im nahen schweizerischen Rheinau mich niedergelassen und bin von dort aus hie und da recht still und verborgen nach Jestetten geschlichen. Dann aber haben sich die Wogen gelegt, sodass ich z. B. im Jahre 1936 anlässlich der Renovierung der Pfarrkirche eine Volksmission halten konnte. Auch während des Krieges im Jahr 1943 habe ich in Jestetten und in einigen Pfarren der Umgebung religiöse Wochen und Missionen gehalten.
Ein wichtiges Zeitzeugnis liefert Georg Jäger auch im Bezug zu den Euthanasiemorden an Patienten der Jestetter Kreispflegeanstalt :
Ich bin der Anstalt auch in späteren Jahren noch verbunden geblieben. Im Jahre 1943 habe ich den dortigen Schwestern Exerzitien gegeben. Bei dieser Gelegenheit musste ich leider erfahren, dass die Nationalsozialisten, nachdem sie zur Macht gekommen waren, viel Unheil angerichtet haben. Erst ließen sie viele Insassen „sterilisieren“, auch ältere Pfleglinge. Zwei sind daran gestorben. In den ersten Kriegsjahren 1940 oder 1941 ließen sie in Zwischenräumen von etwa 14 Tagen dreimal je zwei Autobusse mit Pfleglingen verladen unter dem Vorwand, sie kämen anderswohin, aber schließlich brachte man ihre Kleider zurück. Etwa 210 wurden einfach vergast, weil man die Anstalt zu einer „Ordensburg“ umgestalten wollte. Um wenigstens die restlichen Pfleglinge zu erhalten, die man notwendig zu den Arbeiten in der mit der Anstalt verbundenen Landwirtschaft brauchte, fuhr die Oberin zum Innenminister nach Karlsruhe, wo sie die Erhaltung der restlichen Pfleglinge durchsetzte. Der leer gewordene Teil der Anstalt wurde nicht in eine Ordensburg, sondern in eine Lungenheilstätte umgewandelt. So ist es dann auch bis heute geblieben.
Nach dem Krieg kam Georg Jäger mehrfach nach Jestetten zurück.
Als ich nach Beendigung des Krieges im Jahre 1948 anlässlich des 50jährigen Priesterjubiläums des Pfarrers zur Vorbereitung auf die Jubelfeier wieder eine religiöse Woche und dann die Festpredigt halten sollte, erhielt ich die Einreiseerlaubnis von den alliierten Behörden erst ein halbes Jahr später, sodass ich erst 1951 wieder hinkommen konnte, nachdem Pfarrer Braun bald nach seinem Priesterjubiläum gestorben war. … Ich war in den Jahren 1952 und 1953[2] im Sommer jeweils auf etwa zwei Monate in Jestetten, wo ich wiederum gerade in der Anstalt eine schöne Wirksamkeit entfalten konnte.
Tod
Georg Jäger starb am 29. März 1962 und wurde in seinem Geburtsort Siebending beigesetzt.
Wertung
Als Autor des Buches „Jestetten und seine Umgebung“ hat sich Jäger unbestritten große Verdienste um Jestetten erworben. Seine Gegnerschaft zum aufkommenden Nationalsozialismus ist ein weiterer Punkt, weshalb Jäger im Gedächtnis der Gemeinde bleiben sollte. Jäger war natürlich nicht der einzige NS-Gegner in unserer Region, aber der weitgereiste und in Öffentlichkeits- und Pressearbeit erfahrene Priester war auf Grund seiner Stellung wohl der ideale Kristallisationspunkt der NS-Gegnerschaft; zudem hat er durch seine Tätigkeiten auch die für diese Zeit sonst so raren schriftlichen Belege hinterlassen.
Ferner ist davon auszugehen, dass es Georg Jäger war, der in der Rubrik „Aus dem Zollausschlußgebiet“ die Nationalsozialisten angriff, so auch wegen der Putschpläne „Boxheimer Dokumente“ (TvO vom 3.12.1931).
Die NS-Presse sah Jäger als ihren zentralen Gegner an, sie bezeichnete ihn als „geistiger Leiter des Zentrums[3] im „Zollausschlussgebiet“; in seinem Leserbrief (TvO vom 17.3.1931) widersprach Jäger dieser Einschätzung:
Ich habe zudem nicht den geringsten politischen Ehrgeiz und habe in meinem Leben noch in keiner politischen Versammlung gesprochen.
Diese Aussage Jägers muss man hinterfragen, zumal er später sehr wohl einen Vortrag beim Zentrum gehalten hat; eine politische Wirkung hatte er durch seine Tätigkeit auf jeden Fall. Aber gemäß „katholischer Aktion“ sah er sich als überparteilichen Menschen an, der keinerlei Amt anstrebt; wohl reagierte Jäger mit diesen Worten auf den Vorwurf, Karriere machen zu wollen. Wäre Jäger aber als „geistiger Leiter des politischen Katholizismus“ bezeichnet worden wäre, dann hätte er nicht widersprechen können.
Professor Dr. Georg Jäger war ein eng mit Jestetten verbundener Mann, der frühzeitig vor den Gefahren des Nationalsozialismus gewarnt hat. Seine Gedanken zur friedlichen Zusammenarbeit der Völker passen nahtlos zur europäischen Integration, der wir nach der Katastrophe des 2. Weltkrieges so viel verdanken.
Literatur
- Erich Danner: „Euthanasie“
In: Karl-Hellmuth Jahnke, Erich Danner (Hrsg):
Das Jestetter Dorfbuch, Kunstverlag Fink, 2001, Seiten 283 – 284 - Georg Jäger: Jestetten und seine Umgebung, 1930
- Georg Jäger: Erinnerungen aus meinem Leben
Archiv der Diözese Gurk in Klagenfurt, Priester-Personalakt Georg Jäger - Georg Jäger: Das Selbstbewußtsein Jesu
Graz 1910, http://permalink.obvsg.at/AC11630290 - Karl-Hellmuth Jahnke: Ein Buch wird 60 / Prof. Dr. Jäger „Jestetten und seine Umgebung“
Jestetter Dorfchronik 1990, Seiten 79-81 - Schaffhauser Zeitung
vorhanden in: Stadtbibliothek Schaffhausen - Tagblatt vom Oberrhein
vorhanden in: Stadtarchiv Waldshut-Tiengen
Ein herzlicher Dank geht an das Erzbischöfliche Archiv Freiburg, das Diözesanarchiv Wien, das Archiv der Diözese Gurk und das Stadtarchiv Waldshut-Tiengen.
Fußnoten:
[1] Gemeint ist hier das „Tagblatt vom Oberrhein“
[2] Aus dieser Zeit ist Jäger noch vielen damaligen Ministranten bekannt.
[3] Die Zentrumspartei verstand sich als Volkspartei und kam hauptsächlich aus dem politischen Katholizismus. Das auch in Jestetten vertretene Zentrum war bis 1933 eine der wichtigsten Parteien in Deutschland.
Konrad Schlude, Simon Schlude