Die letztjähre Ausstellung über den Bildhauer Siegfried Fricker (1907-1976) war ein herausragendes Ereignis für Jestetten. Während einer Woche Öffnungszeit besuchten mehrere hundert Interessierte die Ausstellung; viele kamen von auswärts, einige gleich mehrfach.
In vielen Gesprächen mit den Besuchern bekamen die Ausstellungsmacher positive Rückmeldungen, auch die Einträge im Gästebuch bestätigen die ungebrochene Faszination des Werks Frickers, beispielsweise:
- Eine wunderbare Ausstellung, die tief berührt!
- Vielen Dank für diese großartige und wichtige Ausstellung! Ein guter Beitrag zur Jestetter Kultur und gegen das Vergessen einer Jestetter Persönlichkeit.
- Ich bin begeistert von dieser Ausstellung – Siegfried Fricker war ein großartiger Künstler!
- Ein Wiedersehen mit Freude und Hochachtung vor einem großen Menschen und seinem Werk
- S. Fricker war, ist und bleibt Vorbild als Künstler u. Mensch.
Siegfried Fricker begann in den 1930er Jahren mit eigenständiger Bildhauerarbeiten. Tief in seinem christlichen Glauben verhaftet, beschäftigte er sich von Anfang an mit religiösen Themen. So entstanden in der Zeit vor dem 2. Weltkrieg unter anderem der Kreuzweg für die Jestetter Pfarrkirche und Teile der Innenausstattung für die Albbrucker Kirche. Die christliche Grundhaltung führte auch zu Konflikten mit dem NS-Staat; so führte Fricker als Senior des Kolpings die Mitgliederliste „in geheimer Schrift“, um eventuelle Nachstellungen des Staates zu vereiteln. Im Krieg an die Ostfront geschickt, setzte Fricker seine künstlerische Arbeit mit der Malerei fort. Es enstanden Aquarelle und auf Sperrholz gemalte Kreuzwegdarstellungen. Nach der Rückkehr aus dem Krieg setzte Fricker seine künstlerische Arbeit als auch sein soziales Engagement fort. Weiterhin in Kolping und Pfarrgemeinde aktiv, wurde Siegfried Fricker auch Gründungsmitglied der Jestetter CDU; für seine Verdienste um die Fasnacht wurde er zum Ehrenmitglied des Narrenvereins ernannt. Viele wichtige Werke Frickers entstanden in dieser Zeit, darunter die weitere Ausgestaltung der Albbrucker Kirche. Weitere Kreuzwege Frickers finden sich Murg, Erzingen und in Waldshut (vormals Kolpinghaus, nun Caritas).
Als Siegfried Fricker im Februar 1976 starb, war er ein weit über Jestetten und den Landkreis Waldshut hinaus bekannter Künstler. Am heutigen Samstag (3. März) würde Siegfried Fricker 100 Jahre alt werden. Die Veranstalter der Ausstellung laden alle Interessierten und insbesondere die Helfer bei der Ausstellung zu einer kleinen Feier ein:
Kolpingheim 19. Uhr, Jestetten
Es werden Bilder von der Ausstellung gezeigt und auch der Entwurf für die neue Siegfried Fricker Homepage vorgestellt werden.
Weitere Information zur Ausstellung:
Die Siegfried Fricker Ausstellung fand in den Herbstferien 2006 in der Realschule Jestetten statt. Es war die erste grössere Schau mit Werken Siegfried Frickers seit rund 30 Jahren. Unter anderem waren drei Kreuzwege vollständig ausgestellt. Bei Kindern besonders beliebt waren die grossen Krippendarstellungen (Villingen und Freiburg). Interesse weckten auch die im Krieg in Russland entstandenen Aquarelle. Durch Fotos aus der Werkstatt und aus dem Privatleben sowie durch Entwürfe wurde das Entstehen der Kunstwerke und die Person Frickers beleuchtet.
Konrad Schlude