Das Europa der Kathedralen oder Euratom? Das Europabild Reinhold Schneiders

Der Schriftsteller Reinhold Schneider (1903-1958) galt zu Lebzeiten als moralische Instanz in Deutschland. Ausgehend von seiner christlichen Überzeugung war Schneider ein kritischer Beobachter der jungen Bundesrepublik und der deutschen Wiederbewaffnung; im Jahr 1956 erhielt Schneider den Friedenspreis des deutschen Buchhandels.

Zum Anlass des 50. Todesjahres Reinhold Schneiders veranstaltete das Bildungswerk Jestetten einen Vortrag „Das Europa der Kathedralen oder Euratom? / Das Europabild Reinhold Schneiders“. Der Referent Dr. Pirmin Meier hat nicht nur seine Doktorarbeit über Reinhold Schneider geschrieben und ist Vizepräsident der Reinhold Schneider Gesellschaft; wie Dr. Meier ausführte, ist sein Buch „ Bruder Klaus“ aus Skizzen von Reinhold Schneider entstanden.

Schon in den 1920er und 30er Jahren zeigte sich bei Reinhold Schneider ein europäisches Denken, das vom leidenden Christus ausgeht. Eine theologisch gegründete Weltlichkeit sollte die Grundlage für das politische Abendland sein. Damit sei aber in keinster Weise ein Gottesstaat wie zum Beispiel Iran gemeint, vielmehr sei das ein weiteres Beispiel dafür, dass man die Vielfältigkeit Schneiders nicht auf einzelne Begriffe reduzieren kann. Schneider, der Deutschland nach der Katastrophe des 2. Weltkrieges als ein „Volk auf dem Heimweg zu Gott“ bezeichnet hat, war ein prinzipieller Befürworter Europas; gegenüber dem Einigungsprozess als wirtschaftlichem Zusammenschluss war er aber kritisch eingestellt. Dies gipfelt in der Aussage „Europa ist ein Protest gegen Vereinfachung“.

Ein Fazit des Vortrages war, dass Reinhold Schneider ein Schriftsteller mit vielen Ecken und Kanten gewesen ist, dessen Gedanken auch nach Jahrzehnten wichtige Anregungen liefern können.


Konrad Schlude

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