Nicht nur Kirchen, auch Feld-/Wegkreuze und Bildstöcke sind markante Punkte in unserer Gemeinde und in unserer Region. Solche religiösen Kleindenkmale zeugen von einer langen Geschichte. Bei einigen dieser Kleinode hat sich das Wissen um die Entstehung im Lauf der Jahre verloren.
Die religiösen Denkmale wurden von Max Blödt in der Dorfchronik(1) und im Dorfbuch(2) beschrieben. Im Rahmen der Erfassung der Kleindenkmale wurden auch die Feldkreuze ins entsprechende Inventar aufgenommen (4). Das Hardtkreuz an der Bundesstraße nach Neuhausen erhielt dabei sogar die Laufnummer 1.
Aber auch dieses Erbe muss gepflegt sein, der Zahn der Zeit setzt selbst dem härtesten Stein zu. So musste in den 1980er Jahren das beschädigte Steinerne Kreuz am Ortsausgang nach Neuhausen ersetzt werden (3). In den letzten Jahren hat die Gemeinde einiges für die Instandhaltung weiterer religiösen Denkmale getan. Darunter:
- Kreuz am Kreisel: Neuer Sockel
- Kreuz beim Friedhof in Altenburg: Kompletterneuerung
- Kreuz am Schalmengraben: Kompletterneuerung
- Bildstock beim Friedhof Jestetten: Ausbesserung schadhafter Stellen
Als aktuell letzte größere Maßnahmen erfolgten nun der Ersatz des Hardtkreuzes und die Sanierung des Bildstocks am Haus Windler .
Das neue Hardtkreuz
Das Wegkreuz wurde 1861 im neogotischen Stil erstellt, der Grund für die Errichtung ist gemäß den Angaben von Max Blödt unbekannt. Dieses Kreuz wird von vielen gar nicht wahrgenommen; zwar steht es an einer prominenten Stelle oberhalb der Straße, es wird aber von zwei großen Nussbäumen verdeckt und ist auch nicht fußläufig erschlossen. Durch Verwitterung hat der Stein des Kreuzes in den letzten Jahren stark gelitten, bei der Erfassung als Kleindenkmal im Jahr 2013 bewertete der Erfasser Heinz-Dieter Metzger den Zustand als „mangelhaft; starke Beschädigung oder Verwitterung oder Risse“. Da wegen irreparabler Schäden am Tragwerk die Standsicherheit des Kreuzes nicht mehr gewährleistet war, wurde ein Ersatz in Auftrag gegeben.
Ermöglicht wurde das Projekt nicht nur durch die Gemeinde, durch großzügige private Spenden konnte ein Großteil des Aufwands finanziert werden. Es zeugt von hohem Gemeinsinn, dass sich Bürger direkt einbringen. Das historische Erbe wird so an nachfolgende Generationen weitergegeben.
Das neue Hardtkreuz wurde von den Bildhauern Jürgen Kübler und Radegund Fricker geschaffen. Wie schon beim Vorgängerkreuz, wurde Rorschacher Sandstein verwendet. Bei der Gestaltung gab es eine Arbeitsteilung, Jürgen Kübler fertigte den Sockel mit Spitzbogen und gotischem Spiegel, Radegund Fricker fertigte das Jestetter Wappen und das Relief des Kelches. Da einige Teile des alten Kreuzes stark verwittert waren, wurden auch historische Fotos des Kreuzes aus dem Nachlass von Max Blödt zurückgegriffen. Der Korpus des Vorgängerkreuzes wurde von Radegund Fricker aufgearbeitet und konnte dann für das neue Kreuz verwendet werden.
Seit Herbst 2015 erstrahlt das neue Hardtkreuz in seinem neogotischen Stil und zeigt die Jahreszahl 1861. Ein noch anzubringender Hinweis wird darauf hindeuten, dass es sich um eine erneuerte Fassung handelt.
Dass es ein neues Hardtkreuz gibt, das wurde auch außerhalb unserer Gemeinde bemerkt. So schmückte ein Foto des Kreuzes den Osterartikel 2016 „Ostern, das grosse Trotz-alledem“ der Schaffhauser Nachrichten, und der Autor Jürgen Dittrich schrieb unter das Foto: „Das Kreuz wird zur Hoffnung – Sinnbild dafür sind diese beiden Bäume an der Strasse von Neuhausen nach Jestetten.“
Noch immer widersetzt sich das Hardtkreuz Annäherungen. Nicht nur, dass man über die Bundesstraße muss, auch das Fotografieren bietet Herausforderung. Da das Kreuz nach Norden blickt, steht das Kreuz fast immer im eigenen Schatten. Hinzu kommt noch, dass man zum Teil gegen hellen Himmel und zum Teil gegen dunkles Blattwerk der Nussbäume fotografiert.
Das neue Hardtkreuz steht also nun an seinem Platz, und es wird dies hoffentlich noch lange tun. Aber auch das alte Kreuz hat zumindest teilweise eine neue Verwendung gefunden. Heinz-Dieter Metzger hat die noch benutzbaren Teile an seinem Grundstück in der Au neu aufgestellt. Statt einem Kreuz ist es nun eine Art Stele. Wanderer und Radfahrer, die zwischen Jestetten und Neuhausen unterwegs sind, können sich so die Reliefs von Kelch und Wappen in Ruhe anschauen und den Text auf dem Sockel lesen. Eine Informationstafel bietet Wissenswertes zum alten Standort und zum neuen Kreuz. Heinz-Dieter Metzger freut sich, dass das „Restkreuz“ so viel Beachtung findet. Somit ist das Kreuz näher zu den Menschen gerückt.
Sanierung Bildstock beim Haus Windler
Der Bildstock beim Haus Windler wurde von Heimkehrern des 1. Weltkrieges errichtet. Das Alter zeigte sich in abbrechendem Putz und hereindrückender Feuchtigkeit. Die Sanierung erforderte eine Vielzahl von Gewerken, die alle zur Instandsetzung beitrugen. Wegen der Größe des Bildstocks musste dieser zuerst eingerüstet werden, bevor die Arbeiten mit Abtragen des alten Putzes beginnen konnten. Zum Schutz gegen Feuchtigkeit wurde eine Kupferbedachung angebracht, frisch verputzt und bemalt straht der Bildstock im Sonnenlicht. Auch das Gitter und die Gedenktafel wurden restauriert.
Die Herz Jesu Figur musste ebenfalls restauriert werden. Dazu besserte Eberhard Rieber schadhafte Stellen der Holzskulptur aus, Mariana Herr führte die vorbildgetreue Bemalung durch.
So stellt sich der Bildstock heute wieder als ein Blickfang dar. Dies dank des Verantwortungsgefühls der Gemeinde und insbesondere der Einsatzbereitschaft der Nachbarn, die wesentlich zum Gelingen des Projekts beigetragen haben.
Schluss
Die Kreuze sind nicht nur Teil der Geschichte unserer Gemeinde, sie schaffen auch ein Gefühl von Vertrautheit und Heimat. Dies zeigt sich an der Bemerkung des Bildhauers Jürgen Kübler, der seine Tätigkeit für den Erhalt der Kleindenkmale wie folgt zusammenfasst:
„Die Geschichte im Dorf soll erhalten bleiben. Es ist schön, dass ich an so vielen Denkmälern habe mitarbeiten können.“
Literatur:
- Max Blödt: Wegekreuze und Bildstöcke in Jestetten und Altenburg
Jestetter Dorfchronik, 1995, Seiten 75-78 , ferner Farbseite Seite 70 - Max Blödt: Von Friedhöfen und frommen Gedenkstätten
in Karl-Hellmuth Jahnke, Erich Danner (Hrsg): Das Jestetter Dorfbuch; 2001, Seiten 357-363 - Karl-Hellmuth Jahnke: Das „Steinerne Kreuz“
Jestetter Dorfchronik, 1986, Seiten 45-50 - Bernhard Merk, Heinz-Dieter Metzger, Konrad Schlude: Erfassung von Kleindenkmalen
Jestetter Dorfchronik, 2013, Seite 123
Konrad Schlude
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