Spuren der Zeit

Bericht über den Vortrag von Patrick Nagy und Kathrin Schäppi am 6.6.2008 in Rheinau

Eröffnung der Ausstellung „Spuren der Zeit“

Seit dem Jahr 2006 forschen Archäologen der baden-württembergischen Denkmalspflege und der zürcher Kantonsarchäologie gemeinsam das keltische Doppeloppidum von Rheinau und Altenburg. Einige Funde aus diesem Projekt können nun in einer kleinen Ausstellung in der Gemeindeverwaltung in Rheinau besichtigt werden. Zur Eröffnung dieser Ausstellung hielten die beiden Archäologen Patrick Nagy und Kathrin Schäppi einen Vortrag über ihre Arbeit.

Der Rheinauer Gemeindepräsident Gerhard Gsponer konnte  zu diesem Vortrag nicht nur zahlreiche Rheinauer begrüssen, mit der Jestetter Bürgermeisterin Ira Sattler und weiteren Jestetter Besuchern waren auch einige Teilnehmer von der anderen Rheinseite anwesend.

Der Archäologe Patrick Nagy berichtete über die Arbeit der Kantonsarchäologie Zürich, die in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag feiert. Die Aufgabe ist, die Zerstörung archäologischer Überreste zu verhindern. Neben Ausgrabungen werden Prospektionsmethoden eingesetzt, um Orte mit archäologischen Überresten erst einmal zu identifizieren. Dazu gehören Feldbegehungen oder Luftbildarchäologie. Von Altenburg/Rheinau sind bei der Kantonsarchäologie rund 1000 Luftbilder in der Auswertung. Ziele des grenzüberschreitenden Prospektionsprojekts seien die Inventarisierung aller Fundstellen, Detailuntersuchung bekannter Fundstellen und die Weiterbildung von Studenten.

Kathrin Schäppi referierte über Sondierungen vom Sommer 2007. Auf Grund von Streufunden und Luftbildern wurde auf dem Isenbuck eine Grabung durchgeführt. Entdeckt wurden Standorte von Grubenhäusern. Das feucht-kalte Klima solcher in die Erde eingelassener Holzhäuser war vor allem für das Verarbeiten von Flachs geeignet. Durch Funde konnten die Grubenhäuser ins 7. oder 8. Jahrhundert eingeordnet werden. Damit könnten die Grubenhäuser Teil der mittelalterlichen Siedlung „Manhusen“ gewesen sein, die im Spätmittelalter aufgegeben worden ist (Wüstung).

Die Ausstellung zeigt in zwei Vitrinen Funde aus dem Prospektionsprojekt zu unterschiedlichen Themengebieten. Pilgerzeichen sind Beispiele für die Volksfömmigkeit, sogenannte Tüpfelplatten belegen die Münzherstellung in keltischer Zeit. Ein Bronzestück mit der Jahreszahl 1499 konnte als Teil einer Schiesswaffe identifiziert werden. Unklar ist, warum auf den Feldern viele Buchschliesser gefunden worden sind, waren Bücher doch sehr selten und gingen nicht zufällig auf dem Weg verloren. Unklar ist auch die Herkunft von Fragmenten eines Glasarmringes, der in Altenburg gefunden worden war und nun ebenfalls in Rheinau zu sehen ist. Der Glasarmring könnte sehr alt sein oder auch recht neu. Prunkstück der Ausstellung ist aber der „Rheinauer Löwe“, eine erst in diesem Jahr in der Nähe der Klosterinsel gefundene Bronzefigur. Kathrin Schäppi bezeichnete diesen Löwen als ein „wundervolles Beispiel der Gusskunst im Hochmittelalter“.

Das Prospektionsprojekt wird noch weitergeführt. Neben der Auswertung der bislang gewonnenen Informationen wird es noch in diesem oder im nächsten Jahr eine archäologische Tauchuntersuchung geben. Insbesondere sollen dabei mögliche Standorte einer vermuteten keltischen Brücke untersucht werden. Solche möglichen Standorte sind durch Geländeform oder Fundhäufungen im Uferbereich bestimmt.

Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit gibt es am 14. September zum Europäischen Tag des Denkmals in Altenburg eine gemeinsame Veranstaltung von Regierungspräsidium Freiburg und der Kantonsarchäologie Zürich. Neben Führungen und einem Kinderparcours soll insbesondere einer der bekannten Altenburger Bronzefunde mit originalen Methoden nachgegossen werden.

Des weiteren wird geprüft, auch in Jestetten mit einer Ausstellung über das Prospektionsprojekt zu informieren.

Die Ausstellung „Spuren der Zeit“ ist noch bis in den Herbst hinein zu sehen. Besichtigt kann die Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Gemeindeverwaltung Rheinau werden:

Mo.: 8.30 – 11.30; 14 – 18

Die. – Fr.: 8.30 – 11.30


Konrad Schlude