O nimm  mich auf in Deine Mitte,
Natur! und laß mich glücklich sein;
In meiner stillen, niedern Hütte
Will ich mich deiner Gaben freu'n.

Im Baum, der in der vollen Blüthe,
In königlicher Schönheit prangt,
Im Epheu, das an meiner Hütte
Sich wölbend mir zur Laube rankt, -

Im Blümchen an des Baches Rande,
Im Vogel, der in Lüften singt,
Im Käferchen im weichen Sande,
Im Würmchen, das im Staub sich schlingt, -

Im Bienchen, das mit täglich neuer
Geschäftigkeit sich Futter sucht,
Und in des Spinnchens zartem Schleier,
Und in des Halmes gold'ner Frucht, -

Im Tröpfchen, das am Blümchen zittert,
Dem Spiegel von der Sonne Glanz,
Im Lüftchen,das im Laube flittert,
Und in des Mückchens frohem Tanz, -

Im Fischchen, das im Bache spielet,
Im Wellchen, das die Blümchen neckt,
In Allem, was sein Dasein fühlet,
Und sich in stiller Freude regt.

Im Saatgefild, im stillen Haine,
Und in der bunt gestickten Flur,
Im grün bemoosten Felsensteine -
In Allem lach'st Du mir Natur!

In Allem werd' ich Freude finden,
Den Alles ladet mich dazu,
Da wird der Kummer mir entschwinden;
In dir, Natur, nur find' ich Ruh'. -

O nimm mich auf in deine Stille,
In deine traute Einsamkeit,
Wo in so mannigfacher Fülle
Dein Arm sich mir zur Freude beut!

Dort wird in Träumen mich begleiten
Die Himmelsgöttin Phantasie,
Und wird mir manche Lust bereiten,
Und mir erleichtern Sorg' und Müh'.

Dort, Freunde! dort gedenk' ich Euer,
Die Ihr mir hier entgegen kam't,
Die Wohlthat bleibt mir ewig theuer,
Wie ihr in Euren Kreis mich nahm't.

Lebt wohl! lebt wohl! ich muß zurücke,
Der holde Frühling naht heran,
Mit Sehnsucht harren meine Blicke
Nach meiner heimathlichen Bahn!

Dort will ich neue Lieder singen,
Euch, fernen Freunden, weih ich sie,
Dort wird mein Geist empor sich schwingen
In jene Sphären-Harmonie.

So lebt denn wohl! ich biete Allen
Von heißem Dank durchglüht die Hand!
O mögt Ihr froh durch's Leben wallen,
Bis Euch beglückt ein bess'res Land!

Ein praktisch identisches Gedicht findet sich im 1. Gedichtband mit dem Titel "Vor der Rückkehr in's heimatliche Thal." und der Datumsangabe "Den 27. Dezember 1835".

Gedichte von Anton Schlude
http://www.schlu.de/anton/