Gedichte

von
 

Anton Schlude
 
 
 
 

Freiburg,

gedruckt bei Franz Xaver Wangler.
 

1838


Aerndtelied.

Hausen, den 12. August 1836






Die Sichel blinkt, die Aerndte hat begonnen,
Und Freude tönt durch Fluren nah und weit;
Das Landvolk jauchzt, die Hoffnung ist gewonnen,
In welcher es den Samen ausgestreut.
 

Die Aehre bückt sich vor dem Schnitterchore,
Schwer hängt sie an dem gold'nen Halm herab;
Weit öffnen sich der Scheuern hohe Thore,
Und schnelle Schritte tönen auf und ab.

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Das Mädchen, rasch und froh, hüpft durch die Auen,
Und hebt mit flinkem Arm der Ceres Gaben auf;
Der Binder knüpft, daß eine Freude d'ran zu schauen,
Und häufet immer Garb' auf Garben d'rauf.
 

Der Wagen rollt, und schwer mit Korn beladen
Schwankt ächzend er der theuern Heimath zu,
Und hat er sich der gold'nen Last entladen,
So rollt er wieder neu und ohne Ruh.
 

Und ist das schwere Tagewerk vollendet,
So wischt den Schweiß man von der Stirne ab,
Und labt am Trunk sich, den der Hausherr spendet,
Den er gewiß mit frohem Sinne gab.
 

Auch ich will Theil an dieser Freude nehmen,
Denn diese Lust ist mir ja doch gegönnt;
Ich will den faulen, trägen Wicht beschämen,
Der eben aus dem Mittagsschlafe gähnt.
 

Hört ihr's, wie sie auf jenem Acker singen?
Auf, Mädchen, stimmt auch ihr ein Lied mit ein!
Laßt eurer Stimme hellen Ton erklingen,
Laßt uns der schönen gold'nen Aerndte freu'n.
 

Denn Freude nur kann uns die Arbeit würzen,
Verdrossenheit und Schwermuth hilft uns nicht.
Nur sie kann uns den langen Tag verkürzen,
Nur sie ist's, die den Kranz zum letzten Wagen flicht.


Gedichte von Anton Schlude
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