Auf den Spuren der heiligen Notburga von Bühl

Die CDU Ortsverbände im Klettgau haben sich auf die Spuren der heiligen Notburga, der Patronin des Klettgaus, begeben. Als die Partei mit dem C im Namen wollten die Ortsverbände mehr über die heilige Notburga und ihre Ausstrahlung bis in die heutige Zeit erfahren.

Nach dem Besuch des Gottesdienstes folgte eine Führung, zu der im Namen der Ortsverbände Dr. Konrad Schlude zahlreiche Teilnehmer begrüßen konnte. Dazu gehörten auch der Landtagsabgeordnete Felix Schreiner und die Zweitkandidatin Sabine Hartmann-Müller. Anstelle des erkrankten Referenten Gerhard Gaiser führte Konrad Schlude in die Thematik ein.

Die Legende berichtet, dass Notburga 796 in Edinburg als Königstochter geboren wurde. Sie wurde schottische Königin, aber nachdem ihr Mann getötet worden war, musste sie fliehen. Nach Zwischenstationen kam sie nach Bühl, wo sie am 24. Juni 820 neun Kinder gebar. Eines starb, acht blieben am Leben. Aus einem Fels, den sie mit einem Stab berührte, entsprang eine Quelle. Notburga erbaute eine Herberge für Fremde, eine Schule und eine Kapelle. Notburga starb am 26. Januar 840.

Die heutige barocke Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt wurde 1707 erbaut. In der Kirche zeigt eine Figur des Bildhauers Johann Josef Auer Notburga mit 8 lebenden Kindern auf dem Schoß, das neunte, totgeborene Kind liegt Notburga zu Füßen. Der Notburgabrunnen des Jestetter Bildhauers Siegfried Fricker zeigt vor der Kirche eine modernere Interpretation. Abschluss der Führung bildete der Spaziergang zur Notburgaquelle.

Wie Dr. Konrad Schlude erläuterte, gibt es einige Punkte, die Notburga auch für unsere heutige Zeit bedeutsam machen.

  • Notburga kam als Flüchtling in unsere Gegend und wurde zur Patronin des Klettgaus. Das zeigt, dass man offen für die Notlagen anderer Menschen sein muss.
  • Notburga setzte sich für die Bildung der Kinder ein. Das Thema von Lehrer/Schüler zeigt sich auch auch im Werk von Siegfried Fricker.
  • Die Notburgaquelle zeigt die Bedeutung von sauberem Wasser für die Menschen auf. Mit Dankbarkeit und Demut sollen das Wasser und andere Gaben der Natur gebraucht werden. In einer Zeit, in der der Mensch auch den letzten Winkel der Erde verschmutzt, ist ein maßvoller Umgang mit Ressourcen besonders wichtig.

Artikel von Ruth Blum von 1948

Dass Notburga schon früher Verbindungen über Landes- und Konfessionsgrenzen hinweg geschaffen hat, das zeigt sich auch am Artikel „Fahrt über die Grenze“ der Dichterin Ruth Blum (1913 – 75), abgedruckt am 11. Juni 1948 in den Schaffhauser Nachrichten:

Zum erstenmal seit vierzehn Jahren begab ich mich neulich wieder einmal in unsere badische Nachbarschaft. … Mein Besuch galt einer großen Toten, Sankt Notburga, der alten Schutzpatronin des Klettgaus, die in Bühl begraben ist. Sie hat vor tausend Jahren ein Wasserwunder gewirkt und wird deshalb in Zeiten der Dürre angerufen. Trotz meines protestantischen Herzens hegte ich für die legendäre Talheilige eine stille Liebe und verwirklichte darum meinen alten Wunsch, ihre Grabstätte zu besuchen.

Die Radtour „in das nahe und doch so furchtbar fremd gewordene ´Drüben´“, in die Gegend „jenseits der grauen Steine“ war eine Reise, die viele Eindrücke hinterlassen hat. Ruth Blum beschreibt die Führung durch den Pfarrer wie folgt:

Der Geistliche empfing mich freundlich und erzählte mir alles, was ich von St. Notburga wissen wollte. Sie hätte vor mehr als tausend Jahren als Glaubensbotin in dieser Gegend gewirkt und in dem alten römischen Kastell, auf dessen Grundmauern das Pfarrhaus errichtet wurde, eine Herberge für durchziehende Wanderer unterhalten. Auf meine Bitte, mir ihre Grabstelle zu zeigen, führte mich der Pfarrherr in die nahe Kirche. Sie ist rund zweihundert Jahre jünger als das spätgotische Pfarrhaus, da die alte Kirche im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Ich bewunderte den prächtigen Renaissance-Hochaltar und die schöne Barockarbeit des Notburga-Altars. Die Grabstätte der alten Talheiligen indessen enttäuschte mich eher: sie besteht lediglich aus einem länglichen, geplättelten Reckteck auf dem Kirchenboden.

Im weiteren Verlauf des Besuchs begegnet Ruth Blum auch den Vertriebenen, die im Pfarrhaus und in einer Hütte im Garten untergebracht waren. Es waren Frauen, die vor dem Krieg im Osten oder vor den Bombenangriffen im Ruhrgebiet geflohen waren. Bei allem Leid, das Ruth Blum dabei erfährt, die positive Stimmung, Zuflucht bei der ebenfalls geflohenen Notburga, in  „In der Herberge der treuen Mutter Notburga“ gefunden zu haben, kam doch durch. Ruth Blum versprach das Besorgen einiger Waren, und die Verbundenheit mit Notburga zeigt sich am Schluss des Artikels:

Und tief bewegt von den Eindrücken des Tages fuhr ich nach der Grenze zurück. „Faden für die Ostflüchtlinge, ein Bilderbüchlein für Klaus, schwarzes Einfaßband für den Herrn Pfarrer“, repetierte ich, „das alles will ich gerne besorgen. Aber nicht wahr, Heilige Notburga, du öffnest dann ein wenig die Himmelsschleusen und hilfst, daß die Setzlinge in meinem Garten nicht verdorren!“ Und St. Notburga erfüllte meine Bitte, ehe ich dazu kam, mein Versprechen einzulösen. Als ich im strahlenden Abendglanz nach Hause fuhr, hatte sich der Wind gekehrt – und am andern Tag regnete es in Strömen!


Konrad Schlude