Aus den Niederungen der Kommunalpolitik

Bei der Wiederöffnung des Jestetter Schwimmbades machte sich der Planer des Umbaus nichtbgerade beliebt. Während des Umbaus waren mehrere für die Gemeinde sehr teure Planungsfehler entdeckt worden, und bei der Eröffnung sprach der Planer nun von den „Niederungen der Kommunalpolitik“. Für manche ein Affront, für andere ein nicht gelungener Scherz. Doch unabhängig von unerfreulichen Querelen ums Schwimmbad, kann man wirklich sinnvoll von den „Niederungen der Kommunalpolitik“ sprechen? Ich meine nicht!


Im letzten Jahr ist an dieser Stelle ein Artikel „Jestetten und der Rest“ von mir abgedruckt worden. Darin habe ich ausgeführt, dass ich für Jestetten drei große Themenfelder mit enormen Potential sehe:

  1. Bildhauer Gemeinde Jestetten, insbesondere der verstorbene Siegfried Fricker und lebende wie Ekkehard Altenburger und Eberhard Rieber
  2. Archäologischer Boom, insbesondere das spätkeltische Oppidum von Altenburg-Rheinau
  3. Landschaft, insbesondere die bemerkenswerte Grenze und die doppelte Rheinschleife

Allen drei Themenfeldern ist gemeinsam, dass sie a) spezifisch für Jestetten sind und b) eine Wirkung nach innen und aussen haben. Diese Themenfelder sind also nicht allein aus sich heraus wichtig, vielmehr sind es politische Themen, die bearbeitet werden müssen. So gesehen ist auch „Jestetten und der Rest“ nicht bloß ein Loblied auf die Heimat, es ist der Ausgangspunkt eines politischen Programms.
Ein solches Programm will auch in die Tat umgesetzt werden, und gerade hier hat sich in der letzten Zeit einiges getan. Nach wie vor ist dabei wichtig, dass Ereignisse gemacht werden. So bringt es nichts, wenn Archäologen über die Altenburger Felder stapfen, aber niemand davon weiss. Hier braucht es eine
aktive Informationspolitik, die die Ereignisse immer wieder ins Licht der Öffentlichkeit bringt. Durch einen Bericht im Südkurier kann man das Ortsgespräch in Gang bringen.
Im Zeitalter des Internets ist aber auch der elektronische Auftritt wichtig. Insbesondere die neu gestaltete Homepage von Siegfried Fricker hat als sehr wichtig erwiesen. Normalerweise denkt man ja immer daran, dass über eine Homepage Informationen gestreut werden; überaus wichtig ist es aber auch, dass man über die Homepage Informationen zurückbekommt. Jeder, der etwas zu Siegfried Fricker sucht, landet zwangsläufig auf der von mir betreuten Homepage, und jede Rückmeldung stellt ein weiteres Mosaiksteinchen im Beziehungsnetzwerk dar. Nur so habe ich beispielsweise erfahren, dass in Radolfzell kunsthistorische Führungen mit Einbezug von Werken Siegfried Frickers geplant sind.

Aus der Jestetter CDU-Fraktion heraus haben wir es geschafft, dass sich unser Gemeinderat mit den Zukunftsthemen beschäftigt. Auf Grund unserer Initiative hat der Gemeinderat eine Klausurtagung durchgeführt, auf der nur diese Themen diskutiert worden sind. Ein Vortrag von mir im Gemeinderat hat dann sogar zu einer Anfrage vom Schaffhauser Lokalradio „Radio Munot“ geführt.
Natürlich spielt bei allen Gelegenheiten auch die Frage nach dem lieben Geld mit, es ist aber bemerkenswert, wie viel man mit wenig Geld bewirken kann. Ein konkretes Beispiel ist die Veranstaltung zum diesjährigen Tag des Denkmals in Altenburg. Mehrere hundert Besucher kamen zum keltischen Oppidum in Altenburg, wir hatten ein einmaliges Programm mit archäologischen Führungen, einer kleinen Ausstellung mit Originalfunden, Kinderprogramm und keltischem Bronzeguss. Es ist ein Riesenerfolg gewesen. Aber als wir die Veranstaltung geplant hatten, kam von überall die Aussage „Kein Budget“ daher. Hätten wir das als Maßstab genommen, so hätte es nie eine Veranstaltung gegeben. Angesichts der Bedeutung der ganzen Sache ist mir aber klargewesen, dass die Veranstaltung eine einmalige Chance ist, die ergriffen werden muss. Ich habe daher eine Finanzierungszusage gemacht; zur Finanzierung der benötigten 1500 Euro hätte ich im Notfall in die eigene Tasche gegriffen. Angesichts der Wirkung der Veranstaltung erscheinen mir die 1500 Euro nach wie vor lächerlich klein, und schlussendlich haben wir das Geld doch noch zusammenbekommen. Ein wenig Mut zur Überwindung von Schwierigkeiten braucht es halt doch.
Zurück zur Ausgangsfrage nach den „Niederungen der Kommunalpolitik“. Die Kommunalpolitik bietet ungeheure Chancen und Möglichkeiten für die positive Gestaltung unserer Heimat; hier kann man Einfluss nehmen. Und was die oben genannten Themenfelder betrifft, so wird man wohl noch einiges aus Jestetten hören.


Konrad Schlude